
In 2017 fiel die Entscheidung, uns einen geländegängigen Camper zuzulegen… Viel wurde recherchiert, einige Offroad-Treffen besucht (u.a. das Buschtaxi-Treffen und die Abenteuer Allrad) und ausgiebig die Gebrauchtmarkt-Börsen im Auge behalten auf der Suche nach unserem Traumauto. Lange war unsere erste Wahl ein Toyota HZJ78, mit dem wir (als Mietwagen) schon Australien durchquert hatten, aber bei einem spontanen Besuch in Schwaben verliebten wir uns stattdessen in einen Toyota Hilux Pickup mit Tischer-Aufbau – und wenig später stand „Trümmerchen“ bei uns vor der Tür 😎
Trümmerchens Ausstattung war zwar schon recht ordentlich, als wir ihn bekamen – aber in den letzten 1,5 Jahren haben wir einiges umgebaut und nach unseren Vorstellungen gestaltet – vieles natürlich im Hinblick auf unsere geplante große Reise durch Südamerika.
Das Fahrzeug
Das Basis-Fahrzeug ist ein Toyota Hilux XTra-Cab D4D 4×4 2.5L Diesel (144PS) aus 2014 mit der ein oder andere Modifikation:
- Auflastung auf 3.5 Tonnen
- Zusätzliche variable Luftfederung (2-Kreis-System) an der Hinterachse, Fahrwerksanpassung
- Schwerlastfelgen und A/T-Geländebereifung mit 255/70 BF-Goodrich Reifen
- 140-Liter LongRanger-Tank
- Safari-Schnorchel für erhöhte Luftansaugung
- Zusätzlicher Diesel-Vorfilter (MANN PreLine) mit Wasserabscheider und Dieselheizung
- Fest verbauter ViAir-Kompressor im Motorraum
- Anpassung der Motorsteuerung und des DPF für große Höhen und für Spritqualitäten auch jenseits des Euro-Raums
- Differentialsperre
- Rückfahrkamera
- Trittbretter
- Alu-Sandbleche
Die Kabine
Die Kabine ist eine (absetzbare) Tischer Box 200 – allerdings nicht mit dem Standard-Ausbau, sondern einem individual-Ausbau, den wir vom Vorbesitzer übernommen haben. Die Kabine verfügt nicht nur über eine sehr gemütliche Wohnausstattung, sondern als Besonderheit über ein Längsschläfer-Bett, das sich mit wenigen Handgriffen auf beachtliche 160x240cm entfalten lässt 😉

Die Elektrik
Ziemlich schnell war aber klar, dass gerade in Sachen Versorgung (Elektrik, Wasser, etc.) die ursprüngliche Ausstattung recht rudimentär war und nicht ganz unseren Vorstellungen entsprach. So flog kurzerhand nahezu die gesamte Elektrik in die Mülltonne und wurde komplett neu gemacht… Zwei Solarmodule wurden auf dem Dach verbaut, die gesamte Lade-Elektronik erneuert und schon für LiFePo-Akkus tauglich gemacht, ein Batteriecomputer hielt Einzug, der Kühlschrank wurde mit einer Automatik-Umschaltung zwischen Gas/12V/220V versehen, die Heizung mit einer Zeitschaltuhr ausgestattet, ein Gas-Warner eingebaut, Warmwasserversorgung über eine Heizspirale ermöglicht, eine LED-Außenbeleuchtung ergänzt, USB-Ports und 220V-Wechselrichter verbaut usw.
- Intelligente Lade-Elektronik Votronic VBCS mit B2B-Lader, MPP-Solarregler, Universal-AC-Ladegerät und Versorgung der Motorraum-Batterie
- Votronic Jupiter Batteriecomputer mit Ladestandsanzeige, Verbrauch, Temperatur, Tanksensor, USB-Anschlüssen, usw.
- Neue 120Ah AGM-Batterie, komplette Vorbereitung für LiFePo-Technologie
- Votronic D+-Simulator, damit Ladevorgang und Kühlschrank nur bei laufender Lichtmaschine aktiviert werden
- 300W Wechselrichter für 220V-Geräte, umschaltbare Innensteckdosen (wahlweise über Wechselrichter oder externer Stromversorgung)
- Linnepe Trigas-Warngerät mit zwei Sensoren
- Dometic Intelligente Kühlschranksteuerung (12V/220V/Gas)
- Truma E2400 Gas-Standheizung mit Wochen-Zeitschaltuhr
- Mehrere LED Innen- und Außenbeleuchtungen, teilweise fernbedienbar
- Diverse USB-Anschlüsse verteilt im Innenraum

Wasser- und Gasvorgung
Trümmerchens primäre Energiequelle ist Gas: nicht nur der Gasherd, sondern auch der Kühl/Gefrierschrank und die Standheizung sind überwiegend gasbetrieben. Vermutlich wäre in Hinblick auf Südamerika dies nicht meine erste Wahl gewesen und ich hätte lieber auf Diesel und Strom gesetzt, aber ein Austausch des fast neuen Kühlschranks und der kaum benutzten Standheizung wäre doch etwas zu kostspielig gewesen. Also haben wir uns mit den Gegenbenheiten arrangiert und schon vorab versucht, die Gasversorgung weltweit sicherzustellen 🙂

Dazu wurde zunächst eine „vernünftige“ Gas-Tankflasche angeschafft, die mit einem automatischen Füllstop versehen ist und an jeder Gas-Tankstelle für Autos selbst aufgetankt werden kann (ist in Deutschland zwar nicht erlaubt, aber wen kümmert Deutschland?). Darüber hinaus verbrachte ich wochenlang mit Recherchen zu den verschiedensten Gas-Systemen und stellte ein Sammelsurium an Adaptern, (Um-)füllschläuchen und Verbindern zusammen, die hoffentlich dafür sorgen, dass wir stets irgendwo an Gas kommen und unsere 5/6kg-Flaschen befüllen können (Hauptproblem: Flaschen in Südamerika sind größer und passen nicht in unseren Gaskasten, daher sind wir auf „unsere“ Flaschen angewiesen). Zur Not können aber sogar simple Camping-Gaskartuschen unser Trümmerchen übergangsweise versorgen.
Auch über die richtige Wasserversorgung haben wir lange nachgedacht. Die ursprüngliche Idee eines festen Wassertanks haben wir nach diversen Reiseberichten anderer Overlander verworfen – stattdessen haben wir uns für eine einfache Kanisterlösung mit Tauchpumpen entschieden. Das mag auf den ersten Blick etwas unkomfortabel erscheinen, ist aber deutlich flexibler und weniger anfällig. Mit an Board sind 5x 13l-Kanister, die sowohl für Kalt- und Warmwasser als auch für unsere Außendusche verwendet werden können. Und man kann sie jederzeit leicht reinigen, überall an jedem Wasserhahn oder zur Not im Fluss befüllen und auch mal weniger sauberes Wasser verwenden, ohne gleich den Tank zu kontaminieren.
Für Warmwasser bei Bedarf sorgt eine temperaturgeregelte Heizspirale und ein Kanister in Isolierverkleidung – es dauert so knapp 1.5h, bis 13l Wasser auf 38° erwärmt sind und uns auch abseits von Campingplätzen und ohne Solarpower mal eine warme (Außen-)Dusche ermöglicht.
Wohnen & Verstauen
Auch für´s Wohnliche und in Sachen Stauraum haben wir einiges getan… Christine hat einige schicke Utensilos genäht, die z.T. variabel im Innenraum an Kederschienen aufgehangen sind – mehr Stauraum ist schließlich immer gut. Alle offenen Fächer wurden mit Gepäcknetzen gesichert und diverse Zurrösen ermöglichen es, auch mal schwereres Gepäck zu sichern und offroad- und seetauglich (für die Verschiffung) zu verstauen. Der Tisch unserer Sitzecke ist komplett variabel und kann sowohl längs als auch quer genutzt werden und selbst mit ausgeklapptem Bett lässt es sich noch sitzen. Trotz aller praktischen Umbauten ist es aber wie wir finden immer noch sehr wohnlich und gemütlich geblieben.

Im Fahrzeug vorne haben wir die provisorischen Rücksitze komplett entfernt und gegen ein Regal- bzw. Fachsystem ersetzt, wo Stühle, Tisch, Grill, Sonnenschirme, Hängematte, Auffahrkeile und diverses Material und Werkzeug verstaut sind. Aus unseren Australien-Erfahrungen heraus haben wir alles so arrangiert, dass es in 2-3 Handgriffen entnommen und auch wieder verstaut werden kann – nichts ist nerviger als ständiges Rumräumen und Mikado-Spielen…
Außen sorgt eine große Kurbel-Markise für Sonnen- und Regenschutz. Mit Stützen und zusätzlich Seitenteilen kann sie sogar in eine Art (Vor-)zelt umgebaut werden – bisher haben wir´s nicht gebraucht, aber wir waren bisher auch noch nicht in der Regenzeit in den Tropen unterwegs 😉
Und sonst noch?
Die vielen Kleinigkeiten aufzuzählen, die sich in den Probetouren und den letzten Urlauben bewährt haben – und die umfassende Sammlung an Ersatzteilen, Werkzeug und Bergematerial für Südamerika würde hier wohl den Rahmen sprengen…

Das wesentliche in Kurzform:
- Kraftstoff-, Öl- und Luftfilter; Diesel-Additive, Motoröl & Kühlerfrostschutz
- Mehrere Bergegurte, (Soft-)Schäkel, Überbrückungskabel
- Wagenheber, ein 4t-„Air Jack“ mit Kompressor-Anschluss, Drehmomentschlüssel, Reifen-Reparatursets
- Axt, Handkettensäge, Klapp-Spaten (die Machete wird vor Ort gekauft 😉 )
- Diagnose-Dongle samt Software für den Toyota
- Diverses Werkzeug, Erste Hilfe Sets, Feuerlöscher, usw.
Und was sonst noch so erwähnenswertes an Board ist:
- Unser Fire-Q – Grill mit Anzündkamin und Feuerstelle zugleich, ein wirklich geniales Teil, das wir nicht mehr missen möchten
- Eine Omnia – unser mobiler Backofen, sowie ein zusätzlicher Gaskocher für Draußen
- Ein Duschzelt für etwas Privatsphäre auf tummeligen Übernachtungsplätzen
- Eine mobile Toilette, eine Außendusche und zusätzlich eine Solardusche
- Hängematte, Sonnenschirme, Sonnensegel und aufblasbare Sessel
- Zusätzliche Sicherungen gegen Langfinger, u.a. ein Bullock Defender und Fiamma Safedoors
- Garmin inReach-Satelliten-Navigation mit Iridium-Notfallsender
Ob wir an alles gedacht haben? Vermutlich nicht, aber wir fühlen uns auf jeden Fall gut aufgehoben in unserem Trümmerchen und sind guter Dinge, dass er uns ein treuer Begleiter sein wird – in Südamerika und darüber hinaus…
Wer mehr wissen möchte oder noch Fragen hat – gerne per Mail oder in den Kommentaren!
Den Namen “Trümmerchen“ finde ich äußerst interessant für einen Pickup. Wenn man eine so starke Bindung zu seinem geliebten Fahrzeug hat, ist es nur verständlich, dass man es benennen möchte. Schließlich begleitet der Pickup einen während der schönsten Reisen und etlichen spontanen Touren.