eXentriX Tour 2013 – Slowenien
Tourbericht, Teil 1
Fast schon zur Tradition geworden ist die jährliche Höhlentour zu Pfingsten – und so ging es auch in diesem Jahr wieder unter die Erde, diesmal ins ferne Slowenien (kombiniert mit ein wenig Italien ;)). Unsere Ziele waren die klassischen slowenischen Karstgebiete bei Ljubljana, aber auch der Triester Karst im nahen Italien…
Tag 0 – Anreise
Mit zwei bis unter die Dächer (und Dachboxen) bepackten Autos und 7 Mann ging es am (sehr) frühen Samstag Morgen los – 1200km Wegstrecke wollten bezwungen werden. Diesmal mussten neben einigen hundert Metern Seil und der üblichen Ausrüstung auch Neopren und Boote mit ins Gepäck, denn es standen mehrere wasserführende Höhlen auf dem Programm. Irgendwie passte auch tatsächlich alles in die Autos und gegen 7 Uhr bezogen wir unsere frisch renovierte, luxuriöse Unterkunft ;). Die lag zwar etwas Abseits, aber dafür wurden wir prompt mit regionalen Köstlichkeiten und großartiger slowenischer Gastfreunschaft begrüßt.
Tag 1 – Zelske Jama
Am ersten Tag stand die Zelske Jama auf dem Programm. Die aktive Wasserhöhle wird vom Fluss Rak durchflossen und liegt im beeindruckenden Rakov Skocjanske Naturpark. Schon die Kulisse bei der Ankunft ist atemberaubend, denn man blickt von einer 60m hohen natürlichen Felsbrücke auf den Höhleneingang. 60m freihängend in solch einer Kulisse seilt man nicht jeden Tag ab – also flugs die Seile eingebaut und ab ging´s nach unten:

60m Abseilen zur Zelske Jama
Hier trafen wir auf ein weiteres einheimisches Team, das bereits die Boote startklar machte und quasi zeitgleich mit uns einfuhr…
Uns erwartete eine wirklich spannende Befahrung – da wir aus Deutschland bisher nur die Falkensteiner Höhle mit aktivem Fluss kannten, wurden wir von der hier herrschenden Strömung ziemlich überrascht (zumal es die Wochen vorher stark geregnet hatte). Was ursprünglich als kleiner Badeausflug mit Neopren und Beiboot geplant war, wurde eine ziemlich schweißtreibende Angelenheit, bis wir den ersten seitlichen Abzweig der Zelske Jama erreichten. Mit Neopren gegen die Strömung anzuschwimmen stellte sich als nahezu unmöglich heraus, auch unser 3-Mann-Boot schaffte es kaum, sich von der Stelle zu bewegen, und „mal eben“ die Seiten zu wechseln erwies sich als echtes Abenteuer.

Querung mit Boot…
Noch dazu entwich schon nach kurzer Zeit kontinuierlich die Luft aus der Hauptkammer des Bootes, so dass nur eine Kombination aus Paddeln, Schwimmen und „irgendwie an der Wand langhangeln“ schließlich ans Ziel führte: Dem ersten und größten „trockenen“ Abzweig der Höhle, von wo aus es zu Fuß weiterging.
„Trocken“ ist hier allerdings relativ: auch wenn die Höhle wirklich schöne Passagen mit tollem Sinter zu bieten hat, so ist sie auch eines der schlammigsten Löcher, in denen ich bisher rumgekrochen bin 😉 Aus diesem Grunde blieb die Kamera auch die meiste Zeit im (wasserdichten) Rucksack und die Bildausbeute ist minimal – aber es war auf jeden Fall ein großer Spaß und ein toller Auftakt der Tour!
Tag 2 – Medvedjak – Grotta del Paranco
Für den zweiten Tag hatten wir uns die Medvedjak als tagesfüllendes Ziel herausgepickt. Nach einiger Suche fand sich auch tatsächlich ein der Beschreibung entsprechender Parkplatz und nach einem weiteren 1km Marsch in strömendem Regen standen wir einige Zeit später tatsächlich vor einem tiefen Loch, das nach unserem Ziel aussah. Wenig später war das Seil eingebaut, die Vorhut verschwunden und einige Zeit später erschallte ein lapidares „das Seil reicht nicht“ aus den Tiefen… Natürlich hatten wir ungefähr 800m Seil in der Unterkunft, aber wozu mitnehmen, wenn die Beschreibung doch meint, dass 50m reichen? („Hast Du noch ein Seil eingepackt?“ „Nö, ich dachte Du…“) Zwar hatten wir noch ein Handseil zur Verlängerung, aber das hätte uns wenig später in der Medvedjak gefehlt – nunja…
Wir entschlossen uns zu einer Planänderung – die Medvedjak wurde samt Seil auf den nächsten Tag verschoben und wir besuchten stattdessen die Grotta del Paranco im nahen Italien (Triester Karst). Die Paranco weist zwar auch eine Höhendifferenz von 40m auf, lässt sich aber komplett ohne Seil erklettern, ist leicht zu finden und eine wahre Augenweide. Fantastische Sinterformationen, große Hallen und gigantische Tropfsteine erwarteten uns – ein Paradies für die Kamera, die zum ersten Mal heiß laufen durfte 😉
Bildergallerie Grotta del Paranco – Mai 2013:
Mit weniger als 500m Gesamtlänge ist die Grotta del Paranco zwar nicht sonderlich groß, aber wir verbrachten trotzdem knapp 3h mit Staunen und Fotografieren, bevor wir noch einen Abstecher nach Triest machten, um den Tag bei Pizza und Bier ausklingen zu lassen…
Tag 3 – Medvedjak
Am 3. Tag packten wir dann ein paar Meter mehr Seil ein 😉 und machten uns erneut auf zur Medvedjak. Am Vortag waren uns auf dem Rückweg noch weitere Löcher aufgefallen, die der Beschreibung des Einstiegs entsprachen und nur einige Dutzend Meter vom zuvor gefundenen Einstieg entfernt lagen… Die Recherche ergab, dass wir am Vortag tatsächlich wohl das falsche Loch gewählt hatten. Zum einen aus Neugier, zum anderen um die Wartezeit zu verkürzen teilten wir das Team auf und erkundeten gleich beide Hohlräume.

Einstieg in die Medvedjak
Während sich der eine als 60m tiefe Sackgasse erwies, führte der andere Abstieg bereits nach 15m in die wahrlich beeindruckende erste Halle der Medvedjak, wo es nochmal etwa 35m freihängend in die Tiefe ging… Unser 50m Seil reichte natürlich wieder nicht und endete 3m über dem Höhlenboden, aber diesmal gab es zum Glück genug Verlängerungen 😉
Die Dimensionen in der Höhle waren gigantisch und erinnerten uns an die Höhlen Südfrankreichs. 40-50m hohe Hallen mit riesigen Tropfsteinen und Sinterfahnen wohin man nur blickte… Vom Einstiegspunkt ging es in zwei Richtungen, wo wir zunächst „bergauf“ in einer kleinere Gallerie vordrangen, die uns zuvor als schönster Teil der Höhle beschrieben wurde – zu Recht. Aber auch der „untere“, deutlich größere Teil der Höhle bot viel Abwechslung: Kletterpassagen, noch mehr gigantische Tropfsteine, einige lehmige Passagen und sogar eine Engstelle 😉

Markus in der Engstelle
Auch hier wurde ausgiebig geknipst, gestaunt und posiert, bevor es an zurück an den Aufstieg ging… Vorher wurde natürlich ausgiebig fotografiert und es sind ein paar wie ich finde wirklich beeindruckende Bilder entstanden:
Bildergallerie Medvedjak – Mai 2013:
Mittlerweile war auch der zweite Teil des Teams unten angekomen, der zuvor die benachbarte Doline erkundet und gleich mit frischen Spits bestückt hatte. Aufgrund der fortgeschrittenen Zeit verzichteten wir aber darauf, dort noch abzusteigen und sorgten stattdessen für kaltes Bier und heiße Steaks 😉
Am nächsten Tag sollte der sportlichste Teil der Tour folgen – eine Befahrung der Jama pri Sv. Treh Kraljih…
Hier geht es weiter zum 2. Teil des Tourberichts.
Weitere Bilder werden nach und nach noch ergänzt…
… hach! Wie schön! … ganz lieben Dank dafür.
Der strömende Regen der Medvedjak-FakeCave … der war dann wohl, als ich unten hing … 😉
Mein Lieblingsbild ist das von der Zelske Jama, wo man mich beim Aufpumpen des Bootes in vollem Neopren schwitzen sieht … LOL
Toll auch das aufwändig gestellte Bild „Mühsames Vorwärtskommen“ … soviel Aufwand, nur um hier im Blog die Strömungsverhältnisse vor Ort verdeutlichen zu können … Respekt! *hihi*
Ein beeindruckender Reisebericht mit mehr als beeindruckenden und für Laien wie mich wirklich unglaublichen Bildern … ich frage mich bei Deinen Höhlentourenberichten generell, wie Du es schaffst, die Kamera überhaupt trocken und sauber zu halten – die Umgebungsbedingungen sehen für mich wirklich über alle Maßen DSRL-feindlich aus.
Phänomenal …
Vielen Dank für´s Teilhabenlassen an Euren subterranen Abenteuern 😉
Danke, Tony!
„Trocken und sauber halten“ ist natürlich so eine Sache 😉 Aber ein wenig Dreck und Wasser übersteht so eine DSLR schon… Das ständige Ein- und Auspacken (Lock&Lock Dose, wasserdichter Schleifsack) ist natürlich lästig, aber es lohnt sich halt… Bisher hält sich der Kollateralschaden zum Glück in Grenzen 😉