Australiendurchquerung 2016
Etappe 3: Red Center
Nur noch knapp 150km Buckelpiste trennten uns mittlerweile vom Stuart Highway, aber vorher wollten wir noch einen Abstecher zum Lamberts Center machen, dem geographischen Mittelpunkt Australiens. Dafür ging´s auf einen 15km langen 4WD-Track, der es in sich hatte – zum ersten Mal hatten wir hier mit wirklich tiefem Sand zu kämpfen, der unserem Landcruiser einiges abverlangte und wir brauchten für die kurze Strecke eine gefühlte Ewigkeit. Belohnt wurden wir schließlich mit einem Eintrag ins visitor´s book und konnten zu Recht behaupten, Mitten in Australien zu sein 😉

Am Mittelpunkt Australiens
Knapp 3 Stunden später hatten wir das erste Mal seit 2500km wieder Asphalt unter den Reifen – in Kulgera bogen wir erneut auf den Stuart Highway und machten uns auf ins touristische Zentrum Australiens…
Nach einer Nacht auf einem Campingplatz direkt am Stuart Highway (endlich wieder richtige Duschen und sogar Strom!) wechselten wir auf den Lasseter Highway und erreichten nach 250km das Wahrzeichen Australiens – Uluru, besser bekannt als Ayers Rock:

Uluru – Ayers Rock
Wie wir erwartet (und befürchtet) hatten, bot sich uns hier das krasse Gegenteil unserer bisherigen Tour – Busse voller Touristen, brav abgesperrte Wege und nur ein völlig überteuerter Riesen-Campground, an dem wir mit ausgestrecktem Arm dem Nachbarn das Salz reichen konnten… Leider hat man keine Wahl, denn andere (legale) Möglichkeiten gibt es nicht. Wir spulten also das Touristenprogramm ab, bestaunten den eindrucksvollen roten Felsen in leider recht trübem Wetter und ohne spektakulären Sonnenuntergang und beschlossen, am nächsten Morgen zum Sonnenaufgang an den Olgas (Kata Tjuta) sein zu wollen. Der Wecker klingelte also um 04:30 Uhr (uff!) und wir schafften es tatsächlich, pünktlich am angeblich schönsten Sonnenaufgangs-Spot zu sein. Dummerweise versteckte sich der Sonnenaufgang hinter dicken Regenwolken, aber zumindest war die Aussicht beim Frühstück toll 😉
Wenig später verzogen sich zum Glück die Wolken und pünktlich mit unserer Ankunft an den Olgas kam die Sonne raus. Auf dem Programm stand der „Valley of the Winds Walk“ – wie sich herausstellen sollte eine absolut traumhafte Wanderung in atemberaubender, einzigartiger Kulisse! Der Ayers Rock verblasst völlig vor diesem Naturschauspiel und wir waren uns einig: die Kata Tjuta sind das eigentliche Highlight im Red Center!

Kata Tjuta – die Olgas
Auf dem Rückweg konnten wir dann noch ein paar Fotos vom Uluru bei etwas besserem Wetter schießen und kehrten pünktlich zum Einbruch der Dunkelheit zum Campingplatz zurück, wo wir zähneknirschend eine weitere Nacht gebucht hatten.
Am folgenden Tag ging es den Red Centre Way entlang – zunächst noch auf gut ausgebauter Asphaltstrecke – zum Kings Canyon. Entlang der Kante an über 100m tiefen Felswänden und vor spektakulärer Kulisse sollte man hier den knapp 4-stündigen Rim Walk auf keinen Fall verpassen. Die Einblicke in den grünen Garden of Eden sind ebenso erstaunlich wie die tollen Panoramen, die nach jeder Biegung ständig neue Einblicke in den Canyon geben. Zu Recht ein weiteres Highlight im Red Centre, selbst bei trübem Wetter…

Mereenie Loop Road – dunkle Wolken ahead!
Gegen Mittag hatten wir die Wanderung beendet, füllten noch schnell unsere Gas-Vorräte am Kings Canyon Resort auf, und organisierten uns die Erlaubnis für die Mereenie Loop Road. Die sollte uns endlich wieder weg von den Touristenmassen bringen und ist der kürzeste Weg in die West MacDonnell Ranges, die als nächstes auf unserem Programm standen. Verglichen mit dem ersten Teil unserer Tour glich diese Schotterpiste aber schon fast einer Autobahn und war problemlos mit Tempo 80 zu befahren (sofern man nicht wie einige wagemutige Jugendliche versucht, das ganze mit einem Kleinwagen ohne Allrad zu meistern 😉 ).
Am späten Nachmittag trafen wir schließlich an der Abzweigung zum Palm Valley ein. Hier sollte uns eine anspruchsvolle 4WD-Piste erwarten, was auch die Schilder recht klar zum Ausdruck brachten: 3 Stunden für 18km?

Abzweig zum Palm Valley
Wir überlegten eine Weile, ob wir das noch vor der Dunkelheit schaffen würden… Auf eine üble 4WD-Route bei Scheinwerferlicht hatten wir nicht unbedingt Lust, aber wir entschlossen uns, es zu wagen – zur Not konnten wir ja jederzeit rechts ranfahren und bis zum nächsten Morgen mit der Weiterfahrt warten. Also flugs an die Reifen, Luft ablassen. Dummerweise hatte einer der Reifen entschieden, schon selber mit dem Luftablassen anzufangen – und mit dem ersten Plattfuß unserer Reise löste sich auch die weitere Planung in Luft auf:

Der erste Plattfuß – Reifenwechsel
Damit war das Palm Valley vorerst gestorben, denn ohne Ersatzreifen wollten wir die „Severe 4WD Road“ dann doch nicht wagen, zumal uns der Reifenwechsel eine gute Stunde Tageslicht kostete. Wir entschlossen uns also zur nächsten Siedlung – Hermannsburg – aufzubrechen und den Reifen flicken zu lassen. Die Aboriginee-Community Hermannsburg stellte sich aber ganz schnell als ein Ort heraus, in dem wir auf gar keinen Fall über Nacht bleiben wollten und so schmissen wir das komplette Programm der nächsten Tage über den Haufen und fuhren im Dunkeln noch 2 Stunden weiter bis nach Alice Springs, wo wir selbst zu sehr später Stunde noch einen Campground fanden, der uns nicht vor verschlossener Türe stehen ließ…
Der nächste Tag war – wie sollte es anders sein – ein Feiertag! 😉 Was wieder mal unsere Planung durchkreuzte. Zum Glück fand sich nach einiger Suche aber doch ein Reifenhändler, der uns aus der Patsche half und den Reifen flickte, Feiertagszuschuss inklusive. Einen offenen Supermarkt fanden wir auch, so dass es mit aufgefüllten Vorräten und frischen Steaks wieder zurück in die West MacDonnell Ranges gehen konnte…

Frische Getränke-Vorräte!
Die West MacDonnells hatten einige tolle Felsschluchten (Gorges) zu bieten – samt Bademöglichkeiten und Kanguruhs 😉 Hier sahen wir das erste Mal einige Rock-Wallabees und auch die restliche Tierwelt zeigte sich zur Freude der Kamera alles andere als scheu. Wir machten Abstecher zum Ellery Creek, der Serpentine Gorge und der Ormiston Gorge bis es langsam Zeit wurde, sich einen Platz für die Nacht zu suchen. Je weiter wir uns von Alice Springs entfernten, desto einsamer wurde es und schließlich fiel unsere Wahl auf die Redbank Gorge. Wir ergatterten ein traumhaftes Plätzchen mit herrlicher Aussicht und lediglich einem weiterer Camper im Umkreis von 5km. Der Sonnenuntergang war fantastisch, die frischen Steaks am Lagerfeuer auch – lediglich die handtellergroße haarige Spinne, die sich plötzlich auf meinem Knie fand war weniger erfreulich und sorgte für ein wenig Kollateralschaden – ich sprang so heftig auf, dass der Campingstuhl dran glauben musste 😉
Während der Nacht begleitete uns das Geheule der umherziehenden Dingos, was einem im Mondschein schon den ein oder anderen Schauer über den Rücken jagt, aber die Dingos blieben auf Abstand. Nach einem ausgiebigem Frühstück – inklusive kleiner Geburtstagsfeier für Christine 😉 – setzen wir unsere Reise fort in Richtung Gosse Bluff Conservation Reserve. Ein Asteroid hat hier vor ca. 140 Millionen Jahren einen fast 22km Durchmesser umfassenden Krater geschaffen, der heute eine eindrucksvolle einsame Landschaft bietet: Im Mittelpunkt stehend blickt man rundum auf 180m Hohe Felsformationen, die nur erahnen lassen, welche Kräfte hier am Werk waren…
Mittlerweile hatten wir den Asphalt wieder verlassen und nach einer kurzen Mittagspause fanden wir uns dort wieder, wo uns vor 3 Tagen der Reifen im Stich gelassen hatte – am Eingang zum Palm Valley.

4WD-Fun im Palm Valley
Die Buckelpiste erwies sich auf den ersten 18km bis zum Campground als erstaunlich einfach zu fahren – hätten wir das gewusst, wären wir drei Tage zuvor wohl nicht Hau-Ruck bis nach Alice Springs aufgebrochen. Lediglich die letzten 4 km bis zum Palm Valley wurde die Strecke richtig abenteuerlich und machte dem Namen „Severe 4WD Road“ dann doch die Ehre. Hier war auch definitiv die Grenze erreicht, was wir einem Mietwagen und unseren Fahrkünsten zumuten wollten, die letzten 500m gingen wir zu Fuß und bestaunten das Palm Valley, bevor wir zurück zum schnuckeligen Campground fuhren und noch eine tolle Wanderung in der untergehenden Sonne unternahmen…

Im Palm Valley
Tags drauf fuhren wir erneut nach Alice Springs, tauschten noch schnell den kaputten Canpingstuhl und sagten Tschüss zum roten Zentrum. Auf in den Norden Australiens, 1000km Highway voraus…
Fotogallerie „Red Centre“:
Entstanden im Mai 2016.