Balkan Tour 2018 – Etappe 2: Montenegro & Albanien

(Fortsetzung von Teil 1)

Das erste – und gleichzeitig wohl bekannteste – Ziel in Montenegro war die Bucht von Kotor, die man von Norden kommend zwangsläufig passieren muss und die wohl die touristisch am meisten besuchte Region Montenegros ist. Das lassen schon die gigantischen Kreuzfahrtschiffe erahnen, die in malerischer Kulisse vor Anker lagen…  Da es schon relativ spät war, als wir Kotor erreichten, entschieden wir uns zunächst noch weiter zur Halbinsel Lustica zu fahren, wo wir uns einen einsamen Stellplatz fernab aller Touristen ausgeguckt hatten. Die letzten Kilometer dorthin waren abenteurlich, auf Schotterpisten und durch einen alten Steinbruch, aber entschädigt wurden wir mit einem tollen Blick auf´s Meer und absoluter Ruhe in der Nacht. Und direkt nebenan gab´s noch einige Bunkeranlage aus dem 2. Weltkrieg zu bestaunen, die frei zugänglich waren…

Am nächsten Morgen machten wir uns dann in aller Frühe auf nach Kotor – wie sich herausstellte genau die richtige Strategie, denn spätestens ab 11 Uhr wird Kotor überflutet von Touristenmassen. So konnten wir in aller Ruhe auf dem Marktplatz frühstücken und den Charme des Städtchens zumindest ein wenig vor dem großen Trubel genießen…  Abgerundet durch den Besuch des regionales Marktes machten wir uns dann nach Mittag auf in Richtung Berge und ins Montenegrinische Hinterland.

Wir erklommen zunächst die alte Passstraße P1 – die sogenannten Kotor-Serpentinen (eine einspurige, abenteuerliche Panorama-Straße mit 16 Haardnadel-Serpentinen) bis zum Krstac-Pass und machten uns dann auf abgelegenen Pfaden Richtung Norden auf. Bevor wir ins Durmitor-Gebirge fuhren besuchten wir unterwegs noch das eindrucksvolle Olong-Kloster, das erhaben in eine Felswand gebaut wurde und verbrachten eine kalte Nacht auf einem einsamen Campingplatz in den Bergen.

Im Durmitor-Nationalpark angekommen mussten wir schnell feststellen, dass wir doch noch etwas früh im Jahr unterwegs waren.  Die geplante Fahrt quer durch das Gebirge auf einer kleinen Panorama-Straße war schnell vorbei – die Straße war durch eine Schneelawine seit Wochen gesperrt. Also änderten wir unsere Pläne und schwenkten auf die erste Offroad-Strecke ein, die uns über gut 30km Piste ans Ufer des wunderschönen Flusses Tara bringen sollte. Hier kamen wir das erste mal richtig ins Schwitzen, denn die eigentlich relativ gut fahrbare Tour war einfach nicht für unsere Höhe gedacht – immer wieder mussten wir anhalten, um Äste auf dem Weg zu schneiden und grobes Gestrüpp von der Piste zu räumen. Irgendwann kamen wir aber tatsächlich unten an und verbrachten eine wunderbare Nacht in völliger Einsamkeit am Ufer der Tara.

Nach dem Rückweg am nächsten Tag (der um einiges schneller ging, jetzt wo alles freigeräumt war 😉 ) entschieden wir uns für eine Wanderung am Škrčko Jezero, einem idyllischen Bergsee mit etlichen gut erschlossenen Rundwegen. Auch hier machte sich die Jahreszeit bemerkbar – aufgrund der Schneeschmelze mussten wir etliche Bäche und Wasserfälle durchqueren – trockenen Fußes unmöglich. Das musste auch eine Gruppe Japaner einsehen, mit der wir letztlich viel Spaß hatten, alle Hindernisse feuchtfröhlich zu überwinden 🙂

Auch unsere nächste geplante Offroad-Strecke – eine gut 60km lange Tour zwischen Zabljak und Mojkovac – mussten wir nach gut 30km abbrechen, weil ein Schneefeld uns die Weiterfahrt unmöglich machte. Wir kamen wieder mächtig ins Schwitzen, da ein Umdrehen auf der engen und steilen Schotterpiste nicht möglich war. So waren wir gezwungen, die Offroad-Piste ein gutes Stück rückwärts zu fahren. Feuertaufe für unser Trümmerchen sozusagen 😉    Ein paar Einheimische auf Quads bestaunten das Spektakel und zollten uns Respekt, dass wir überhaupt mit unserem Gefährt bis hierher gekommen waren…

Uns blieb also nicht viel – wir mussten die Tour abbrechen. Da wir aber mittlerweile im „Offroad-Modus“ waren hatten wir noch keine Lust zurück in die Zivilisation zu fahren und entschieden, die nächste Offroad-Strecke zu wagen. Die zuvor recherchierte Strecke trug den netten Namen „Almpanorama“ und zog sich gute 65km durch die Berge, vorbei an einsamen Bergdörfern (die meist nur aus 3-4 Hütten bestanden) und immer wieder mit herrlichen Fernblicken, auch wenn das Wetter leider nicht ganz mitspielte. 

Unterwegs hielten wir für die Nacht und genossen die Stille bei gemütlichem Lagerfeuer – bis das Gewitter über uns hereinbrach 😉

Nach der Tour hatten wir dann für´s Erste genug vom Offroad-Fahren und vor allem genug von der Kälte in den Bergen und wir sehnten uns nach 28 Grad am Meer. So fanden wir uns dann drei Stunden später an der Küste wieder (die Entfernungen in Montenegro sind zum Glück überschaubar), wo wir erst mal zwei Tage Sonne tankten, um anschließend zu einem Abstecher nach Albanien aufzubrechen…

Für eine ausgiebige Erkundung des Landes reichte unsere Zeit natürlich nicht, aber wir wollten zumindest ein wenig albanische Luft schnuppern und schauen, wie uns das Land gefällt. Das erste Ziel war die quirlige Stadt Shkodra kurz hinter der Grenze. Man merkt sofort hinter der Grenze, dass man hier definitiv Europa verlassen hat – alles ist lebendiger, chaotischer (Verkehrsregeln? Gibt´s hier maximal auf dem Papier!) und einen Hauch exotischer. Der Trubel der Stadt wurde uns aber schnell zu viel und so machten wir uns auf Richtung Norden – Ziel war Vermosh, das nördlichste Dorf Albaniens, das abgeschieden zwischen zwei Gebirgspässen liegt. Noch vor wenigen Jahren war Vermosh ein beliebtes Offroad-Ziel – leider ist die Strecke mittlerweile asphaltiert, aber noch immer sehr beeindruckend und definitiv eine Reise wert!

Wir übernachteten in Vermosh bei einer albanischen Gastfamilie, die einen kleinen Campingplatz im Garten betreibt… Selten wurden wir so gastfreundlich empfangen (auch wenn die Kommunikation fast nur mit Händen und Füßen ablief 😉 ) und das Abendessen von „Mutti“ werden wir wohl lange in Erinnerung behalten. Ebenso wie den abenteuerlichen Grenzübergang zurück nach Montenegro, den man besser nicht mit einem tiefergelegten PKW angehen sollte… Der Grenzübergang selber ist asphaltiert, aber 300m später ist es auch schon vorbei 😉

Zurück in Montenegro erkundeten wir anschließend den Skutarisee, den größten See des Balkans. Am Südufer schlängelt sich eine schmale Piste an kleinen Dörfern und Klöstern entlang – gerade breit genug für ein Auto, so dass es hier häufig zu abenteuerlichen und brenzligen Situationen kommt: trifft man auf Gegenverkehr, muss zwangsläufig einer den Rückwärtsgang einlegen und einige hundert Meter zur nächsten Ausbuchtung zurücklegen. Die Ausblicke sind jedoch alle Mühen wert und die idyllische Klosterinsel Beska und das Fischerdörfchen Munici laden zum Verweilen am Strand – was wir dann auch 2 weitere Tage taten 😉

Ausgeruht und vollgetankt mit Sonne verschlug es uns danach noch ein weiteres Mal in die Berge Montenegros. Die Schlucht von Mrtvica wurde sowohl im Netz als auch im Wanderführer angepriesen als eine der schönsten des Landes – und noch weitgehend unbekannt und touristisch unerschlossen.  Zu Recht, wie sich herausstellte! Die Schlucht ist atemberaubend schön und die Wanderung traumhaft, entlang eines türkisblauen Flusses, durch einen unberührten Urwald und entlang eines spektakulär in den senkrechten Fels gesprengten Felsbandes.

Einziger Wermutstropfen war der abgestochene Reifen, der uns nach anstrengendem 14km Marsch erwartete – zum Glück war das Reserverad an Board und auch unter widrigen Bedingungen relativ schnell gewechselt – unser Parkplatz war alles andere als gut zu erreichen und es wäre sicher eine Odyssee geworden, hier Ersatz zu beschaffen.

Total erledigt machten wir uns auf die Suche nach einem Übernachtungsplatz, was sich entlang der malerischen Strecke zwischen Podgorica und Kolasin als ziemlich schwierig herausstellte, da die komplette Strecke fast nur aus Tunneln und schmaler Straße besteht. Auf einem Parkplatz an vielbefahrener Straße wollten wir nicht bleiben und so landeten wir schließlich nach weiteren 50km in einem Eco-Camp, das wir über die iOverlander-App fanden.  Hier gab´s nicht nur einen Stellplatz samt heiß ersehnter (Eco-)Dusche, sondern auch Essen komplett aus eigener Herstellung – vom Gemüse über Käse bis zur Wurst. Nur das Bier war nicht aus eigener Herstellung, schmeckte aber trotzdem fantastisch 😉

Langsam aber sicher mussten wir nun an den Heimweg denken und es ging zurück Richtung Kroatien – auf dem Rückweg erwartete uns noch das zuvor ausgelassene Dubrovnik, wo wir einen tollen Tag und tollen Abend in der Altstadt verbrachten. Dubrovnik ist zwar Touristenabzocke in Vollendung, aber trotzdem erliegt man dem Charm dieser tollen Stadt und der Abstecher ist mehr als lohnend.

Ein letzter Tag am Meer, danach ging es mit Bleifuß zur Abenteuer Allrad in Bad Kissingen, die der letzte Programmpunkt unseres Urlaubs war…

Eins ist sicher:  Wir kommen wieder! Insbesondere der Abstecher nach Albanien hat den Wunsch geweckt, das Land noch intensiver zu erkunden. Mal schauen, wann es uns dort wieder hinzieht…

 

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