TransAlp 2015 – Alpenüberquerung mit dem eMTB

Venetalm_Auffahrt_500

TransAlp 2015 – eine Alpenüberquerung mit dem eMTB

Seit einiger Zeit bin ich Besitzer eines e-Mountainbikes, und schon relativ schnell nach den ersten größeren Tagestouren im Sauerland reifte die Idee, damit eine Alpenüberquerung anzugehen. Ja, an dieser Stelle kommen natürlich regelmäßig blöde Sprüche ob der Unterstützung („Rentnermopped“), aber die lasse ich nur von Leuten gelten, die auch schon mal 2500 Höhenmeter an einem Tag gefahren sind 😉   Jedenfalls war es mir so möglich, eine wirklich spektakuläre Tour zu planen und zu fahren, die ich ohne Unterstützung wohl nicht gewählt hätte…  Aber genug der einleitenden Worte 😉

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Garmisch – Gardasee in 6 Etappen

Gewählt habe ich eine der „klassischen“ Transalp-Routen: von Garmisch-Partenkirchen bzw. Mittenwald zum Gardasee. Das Ganze sollte in 6 Etappen erfolgen, aber ich war spontan unterwegs und habe die Unterkünfte immer erst am Vortag gebucht (was erstaunlich gut geklappt hat). Ich wollte flexibel sein und bei Bedarf (Wetter, Fehleinschätzung, etc.) einfach die Pläne umwerfen können.  Zum Glück war das nicht nötig – das Wetter spielte mit und alles hat wie geplant geklappt 😉

Die Route

Die Route

Die erste Etappe führte mich von Mittenwald durch das wunderschöne Leutascher Tal und das Geistal hoch zur Ehrwalder Alm. Nach einer kleinen Stärkung ging es von dort aus wieder abwärts durch einen idyllischen Lärchenwald zur Fernpasshöhe, wo ich das erste Mal auf der „Via Claudia Augusta„, der alten Römerstraße über die Alpen, gelandet bin. Auf herrlichen Panoramawegen ging es dann noch etwa 15km weiter zum ersten Etappenziel, nach Imst.

Der zweite Tag sollte dann ein wenig fordernder werden – es ging direkt nach dem Frühstück einen 1000hm-Anstieg mit 12-20% Steigung rauf zur Venetalm, wo ich knapp 3 Stunden später mit einem tollen Panorama und leckerer Hüttenkost belohnt wurde. Dass einem beim Essen neben Hunden, Katzen und Hühnern auch noch zwei Hausschweine zwischen den Füßen rumlaufen erlebt man auch nicht alle Tage…  Nach einer recht langen Schotterabfahrt ging es gleich wieder rauf, diesmal auf die Pillerhöhe. Oben angekommen brannte die Sonne bei 33 Grad, weshalb ich mich ohne Pause gleich auf die folgende Asphalt-Abfahrt gestürzt hab. 5km später war der erste Satz Bremsbeläge hinüber 😉 und ich merkte mir für kommende Abfahrten, doch etwas besser zu dosieren und alle paar hundert Höhenmeter eine kleine Pause einzulegen…   Nach etwa 75km und 2000hm erreichte ich schließlich mein Tagesziel Pfunds.

Tag 3 sollte mich nach Prad am Stilfserjoch führen. Zuvor aber stand das erste richtig große Highlight auf dem Programm: eine Durchquerung der Uinaschlucht (Val d`Uina). Der spektakuläre Weg führt durch eine zur Seite hin offene, von Menschenhand in den Fels gehauene Röhre. Hier sollte man nicht nur trittsicher und schwindelfrei sein, auch sollte man das rechtzeitig per Schild ausgesprochene „Fahrverbot“ beachten und das Rad hier besser nur schiebend vorwärtsbewegen 😉

In der Uinaschlucht

In der Uinaschlucht

Die Kulisse ist jedenfalls atemberaubend und entschädigt für die doch sehr steilen letzten Meter hinauf zur Schlucht  (die erste Station, an der ich das schwere Bike dann doch verflucht und mir ein 15kg leichteres MTB ohne Gepäck gewünscht hab)…   Hinter der Schlucht wartet eine wunderbare Almlandschaft – der folgende Singletrail ist recht tückisch und gespickt mit vielen spitzen Felsen, die volle Aufmerksam erfordern. Zum Glück folgt 2km später die Sesvenna Hütte, wo erst mal eine ausgiebige Pause angesagt war, bevor eine flotte Abfahrt hinab ins Vinschgau führte.  Noch ein wenig Rollen durch Apfelplantagen und das Tagesziel Prad war erreicht.

Die 4. Tagesetappe führte zunächst knapp 40km auf einem sehr schönen Radweg gemütlich durchs Vinschgau bis nach Naturns. Nach ein wenig Sightseeing folgte die nicht endend wollende Auffahrt zur Naturnser Alm – fast 17km kontiniuerlich bei >10% Steigung, puh! Selten hat ein bleifreies Weizenbier besser geschmeckt als oben angekommen auf der Alm ;).  Dort verließ ich die viel befahrene Route und schwenkte in Richtung Hochwarth über das Hochplateau. Die Pfade waren zunächst kaum noch auszumachen (ohne GPS wäre ich hier wohl aufgeschmissen gewesen) und kilometerweit war keine Menschenseele zu sehen… Wenig später ging der Weg über in einen herrlichen, wenn auch sehr schmalen (und seitlich ziemlich steil abfallenden ;)) Singletrail. Der Weg hinab ins Ultental war dann zunächst recht abenteuerlich – zu steil zum Fahren und eher ein schwarzer Wanderweg als MTB-Trail. 150hm später änderte sich das glücklichweise und eine rauschende Abfahrt ins Tal stand bevor.

Hochplateau jenseits der Naturnser Alm

Hochplateau jenseits der Naturnser Alm

Laut Wegbeschreibung aus dem Internet hätte es jetzt eigentlich nur noch bergab gehen sollen bis zum Tagesziel St. Walburg / Kuppelwies. Mittlerweile waren die 2000hm geknackt und die Strapazen des Tages machten sich ziemlich bemerkbar…  Leider hatte wohl jemand in der Beschreibung vergessen, dass noch einmal gut 500hm Anstieg zu kurbeln waren (und die Strecke 15km länger war als angegeben), bevor die letzte Abfahrt endlich zum Zoggeler Stausee führte. So endete diese Tageetappe nach mehr als 90km und fast 2600hm nach mehr als 10h – selten war ich ähnlich fertig, aber dafür schmeckten Pizza & Bier dann auch besonders gut 😉

Mit Etappe 5 stand nach einem gemütlichen Start entlang eines Wald-Trails bis St. Gertraud ein weiteres Highlight auf dem Programm: eine Überquerung des Rabbijochs und gleichzeitig der höchste Punkt der Tour auf 2500m. Die Auffahrt ist zunächst noch gut zu bewältigen, aber die letzten 300 Höhenmeter werden schließlich so steil, dass man nur noch schiebend und tragend voran kommt. Vor dieser Passage graute mir etwas, rächte sich hier doch wieder das deutliche Mehrgewicht meines Bikes, aber es war machbar – wenn auch sehr anstrengend. Auch hier wird man aber wieder mit spektakulären Kulissen belohnt und auch eine Hütte ist nicht fern, wo äußerst leckere Pasta darauf wartet, hungrige Biker zu sättigen 😉

Am Rabbijoch

Am Rabbijoch

Die Abfahrt ins Val di Sole ist legendär und alle Mühen wert, auch wenn ich einige Passagen geschoben bin, da sie mir alleine und mit schwerem Gepäck dann doch etwas zu steil waren, aber es tat dem Erlebnis keinen Abbruch. Dankbar, dass die heutige Etappe nach „nur“ 50km zu Ende war konnte ich dann noch in aller Ruhe Dimaro erkunden und es mir bei italienischer Gastfreundschaft gut gehen lassen…

Am 6. Tag ging es auf in Richtung Madonna di Campiglio. Geplant war eine schöne waldige Auffahrt zur Malga Mondifra, aber eine Straßensperrung mit Bauarbeiten machte einen Strich durch die Rechnung. Zum Glück war eine Alternativroute extra für MTBs ausgeschildert, die zwar knapp 200 zusätzliche Höhenmeter mit sich brachte, aber ebenfalls eine tolle Strecke bot.  In Madonna die Campiglio angekommen erwartete mich ein typischer Touristenort mit viel Trubel, dem ich recht schnell wieder entflohen bin, indem ich mich an die laaaange Abfahrt nach Tione gemacht hab. Schließlich galt es den letzten Pass der Tour, den Passo di Durone, zu überqueren. Die Asphaltstrecke hinauf war wenig spektakulär aber auch nicht sonderlich steil, und 10km entlang idyllischer Waldpfade später erblickte ich zum ersten Mal den Gardasee in der Ferne 😉   Es folgte noch eine rasante Abfahrt bis hinunter zur Altstadt von Riva und schließlich war es geschafft – nach 414km um 12184hm – der Gardasee!

Gardasee_Ankunft_500

Ankunft am Gardasee

Eigentlich sollte man meinen, dass hier dann Feierabend war – aber da ich noch einen Tag Zeit hatte wollte ich unbedingt noch entlang der alten Ponalestraße ein paar tolle Ausblicke auf den Gardasee erhaschen und einen letzten Anstieg zum Lago di Ledro hinaufradeln. Eine gute Entscheidung, denn zum einen war es ein landschaftlicher Traum und zum anderen war es tagsüber in Riva mit 37 Grad dann einfach zu warm – der kühle und kristallklare Ledrosee war da um einiges angenehmer und lud im Gegensatz zum Gardasee auch zum Schwimmen ein 😉

Den letzten Abend genoss ich dann noch einmal bei leckerem Essen und Live-Musik in Riva del Garda, bevor es am nächsten Morgen mit dem Bike-Shuttle zurück über den Brenner nach Mittenwald ging und diese traumhafte Tour leider viel zu früh wieder zu Ende war (lediglich der Hintern begrüßte diese Entscheidung 😉 ).    Fazit: Es war ein unvergessliches Erlebnis und sicher nicht die letzte Tour dieser Art!

Jetzt nach 3 Tagen würde ich am liebsten schon wieder losradeln… 😉

Bilder von unterwegs:

Entstanden im Juli 2015.

5 Antworten zu TransAlp 2015 – Alpenüberquerung mit dem eMTB

  1. A55k!ck sagt:

    Vielen Dank fürs Teilen. Spannend geschrieben … und neidisch machende Erlebnisse und Ausblicke.

    Zwei Dinge hab ich mich jedoch seit den ersten Tweets gefragt:
    1) Ohne Satteltaschen? Wie wenig Gepäck war denn das bzw. wie groß war der Rucksack?

    2) Wie hatter das wohl organisiert? Wie die Unterkünfte klar gemacht? Gibst nen GPS-Track?

    Unterm Strich würd ich mich sehr freuen, wenn Du vllt. einen zweiten Post einstellen würdest, wo Du ein wenig auf die Ausrüstung und Planung eingehst. Spannend (vor allem weil ich da keine Ahnung von hab) fänd ich auch ein paar Infos zu der Technologie des eMTB … wie läd man das? Wie funzt das mit der Unterstützung durch den Strom, etc.

    viele Grüße

    A55k!ck

    • qByter sagt:

      Hi Alex,

      ich glaub ein eigener Post lohnt sich nicht, ich antworte mal hier 😉

      Ja, ich bin ohne Satteltaschen gefahren – was auch gut war, denn auf dem ein oder anderen Trail hätten die wohl sehr gestört. Ich war mit etwa 8kg Gepäck in einem 32l-Rucksack unterwegs. Dazu noch die Tasche an der Sattelstütze und eine am Oberrohr, aber die waren in erster Linie für Verpflegung und Bike-Equipment (Werkzeug, Ersatzteile, Ladegerät usw.). Wenn Du nach „Alpencross Packliste“ googelst, findest Du sofort einige typische Packlisten, an die ich mich im großen und ganzen auch gehalten hab…

      Den Weg hab ich mir vorher im Internet ausgeguckt und ein paar Alternativrouten zurechtgelegt. Auch da gibt´s im Internet unzählige Tourenportale mit GPX-Daten und Beschreibungen (z.B. tourfinder.net oder Outdooractive). Die Unterkünfte hab ich erst unterwegs klar gemacht, jeweils am Vortag, meist über booking.com oder HRS. Hat problemlos geklappt und dank Last-Minute-Angeboten konnte man sogar das ein oder andere Schnäppchen machen 😉

      VG,
      Maik

  2. A55k!ck sagt:

    … ui … grad beim Hochscrollen hab ich den Track entdeckt 😳

  3. Arthur Zink sagt:

    Servus Maik,

    habe gerade deinen Bericht gelesen und mich würde interessieren, ob du die Tour nur mit dem Ladegerät gefahren bist oder hattest du einen Ersatz Akku mit dabei.

    Ansonsten hat dein Bericht Lust auf mehr gemacht. Danke.

    Viele Grüße
    Arthur

  4. Harry sagt:

    Schöne Tour die Dokumentrisch perfekt festgehalten ist .. Respekt.

    ➡ Zitat – ui … grad beim Hochscrollen hab ich den Track entdeckt Zitat Ende ➡

    Hm … habe ich was auf den Augen .. ich finde den Track hier nicht 😛

    Grüße Harry

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