Todsburger Schacht & Rossgallschacht

Ardeche-Training 2012/2: Der Todsburger Schacht

Am 1. Mai-Wochenende stand als Vorbereitung zur geplanten großen Höhlentour nach Südfrankreich (Ardeche) ein wenig Training und Teamfindung auf dem Programm. Da wir in dem geplanten Team bisher noch keine ernsthafte Höhlenbefahrung zusammen gemacht haben, und für Frankreich einige sehr anspruchsvolle Touren auf dem Programm stehen, suchten wir uns quasi als „Teambuilding“-Ziel u.a. den Todsburger Schacht für dieses Wochenende aus.

Das Team 🙂

Beim „Todsi“ handelt es sich um eine ca. 640m lange Schachthöhle mit einer Tiefe von ca. 70 Metern. Die Höhle liegt nahe Todsburg auf der Schwäbischen Alb in Baden-Württemberg.

Die Befahrung ist ziemlich anspruchsvoll, man hängt die meiste Zeit im Seil und es gibt einige wirklich knackige vertikale Engstellen zu bewältigen…

Nach der knapp 600km langen Anreise am frühen Samstag morgen und der Organisation des Schlüssels (die Höhle ist nicht frei zugänglich) starteten wir um kurz nach Elf damit, das gesammelte Equipment zum Höhleneingang zu schleppen und „anzuschlazen“… Mit einem relativ engen Zeitfenster für die große Gruppe von „nur“ 11 Stunden bis zur Schlüsselrückgabe ging´s dann endlich los und abwärts…

Der erste Teil der Höhle ist geräumig und bequem befahrbar: Kleinere senkrechte Passagen wechseln sich mit einigen Schrägen ab und zwischendurch kann man auch mal bequem aus dem Seil ausklinken. An zwei Seilen (~15m & ~30m) und vorbei an einigen Umbaustellen ging es abwärts und keine Stunde später fanden wir uns alle in der Seeigelhalle wieder, etwa 35m unterhalb des Eingangs.  Hier gibt es schon einiges zu bestaunen – die Größe der Halle ist beachtlich, zahlreiche Sinter schmücken die Wände.

Wulf im geräumigen Teil

Wirklich interessiert waren wir aber in erster Linie an einem: dem „Kameradenschacht“ – dem schwierigsten und engsten Teil der Höhle, der nun folgen sollte.

Den Einstieg zu finden war dank der Vorbefahrung von Alex nicht schwer und kurze Zeit später tastete bzw. quetschte sich die Vorhut durch die erste Engstelle am Einstieg. Bereits hier zeigte sich, dass das ganze ziemlich knifflig werden würde und mit „locker am Seil nach unten“ nur sehr wenig zu tun hatte…

Im Kameradenschacht

Während ein Teil des ca. 20m tiefen Kameradenschachts relativ bequem und einigermaßen geräumig ist, ist der Durchschlupf zur großen Halle die mit Abstand schwierigste und engste Stelle der Höhle.  Hier gibt es zwei Wege – einen seitlichen, höher gelegenen fast waagerechten Quergang, und einen zweiten Durchgang am unteren Ende des Kameradenschachts, der zwar nur ca. 2m lang, aber noch ein wenig enger ist. Beide Ausgänge enden direkt nach der Engstelle in der Decke der großen Halle, ca. 25m oberhalb des Bodens.

Unsere Vorhut in Form von Wulf verpasste den oberen Quergang und entschied, dass der untere Durchschlupf auch noch prima passen müsste ;). Ausatmen, quetschen, strampeln – irgendwann macht es dann tatsächlich „plopp“ und man schwebt plötzlich in 25m Höhe in der geräumigen Halle:

Einflug in die große Halle

Wenn man die Gedanken an den Rückweg ausblendet ein tolles Gefühl 😉  und die Halle ist wirklich beeindruckend groß, geschmückt von schönen Sinterformationen und dem Thron in der Hallenmitte.

Sinterformation in der großen Halle mit Christian 🙂

Der anschließende Aufstieg stellte sich wie erwartet als äußerst schwierig heraus. Während auf dem Weg nach unten noch die Schwerkraft ordentlich nachhilft, hat sie naturgemäß nach oben den gegenteiligen Effekt 😉   Die Engstelle zurück in den Schacht hinein war mit Abstand die schwierigste Stelle, die ich bisher im Seil bewältigen musste und man sollte den Gyrosteller am Vortag wirklich weglassen…

Im weiteren Verlauf bauten wir das Seil noch einmal in den geringfügig geräumigeren oberen Quergang um, was den Aufstieg für die Nachfolgenden Teammitglieder ein wenig erleichterte. Hier zeigte sich, dass das Team wirklich super funktioniert hat und zusammenspielt, auch wenn mal nicht alles nach Plan läuft.

Der restliche Aufstieg war dann eher Routine und nach knapp 10 Stunden stand auch der letzte aus dem Team wieder an der Oberfläche – wo mittlerweile fast genauso viel Dunkelheit herrschte wie unterhalb 😉

Fazit: Ein beeindruckender Hohlraum, ein einmaliges Erlebnis und eine der bisher anspruchsvollsten Höhlenbefahrungen, die ich gemacht habe.

Schnappschüsse Todsburger Schacht:

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Ardeche-Training 2012/3: Der Rossgallschacht

Das Ziel für den zweiten Tag war der Rossgallschacht in der Nähe von Grabenstetten. Die meisten im Team kannten den wunderschön versinterten, ca. 35m tiefen Schacht mit etwa 5m Durchmesser schon und für mich war es bereits der dritte Besuch dort.

Der Schacht ist nicht nur wunderschön, sondern bietet mit zahlreichen Umstiegsstellen, Möglichkeiten zum Traversieren und unzähligen Fixpunkten ein ideales Trainingsgelände, um Dinge wie Seileinbau, Umstieg im Seil etc. zu üben.

Nach dem Vortag war die Engstelle am Einstieg kein Hinderniss mehr und kurze Zeit später war Wulf bereits fleissig mit dem Einbau beschäftigt. Ein Seil wurde so gelegt, dass man möglichst „freihängend“ in den Schacht ab- und aufseilen konnte, ein zweites Seil erhielt mehrere Umstiegsstellen und ein drittes gab´s für´s mitlaufende Sicherungsgerät. Perfektes Training in idealer Umgebung!

Schnappschüsse Rossgallschacht:

Alles in allem ein wirklich fantastisches Wochenende mit tollen Höhlen in einem klasse Team – Frankreich kann kommen!

Herzlichen Dank an alle Beteiligten, es war spitze!

3 Antworten zu Todsburger Schacht & Rossgallschacht

  1. Ronni sagt:

    Danke für den tollen Bericht.
    Na ich seh schon, ich muss dringend mit der Fresserei aufhören… 🙄 :mrgreen:

    Viele Grüße
    Ronni

  2. Tony Cash sagt:

    Ein wirklich packender Bericht, bei dem ich schon allein beim Lesen feuchte Handflächen bekommen habe. Ich war schon bei 7 Grad am Rande meiner psychischen Fähigkeiten … das wäre nichts für mich, nichtsdestotrotz absolut spannend, darüber zu lesen und die imposanten Fotos anzusehen.

  3. zicla sagt:

    Ein Top Bericht untermauert mit wie nicht anders zu erwarten war mit Impulsanten Bildern. Da reift die Lust es mal auszuprobieren, mit einen Qualifizierten Führer. 🙄
    Ich freue mich schon auf den Bericht nach der Frankreichfahrt.
    Gute Reise und kommt heile wieder zicla 😉

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